Gmünd: Der Arbeitsmarkt reagiert weiterhin stark auf die Maßnahmen der österreichischen Regierung gegen die Coronavirus-Pandemie.
Innerhalb von wenigen Tagen nach Erlass der Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen schnellte die Arbeitslosigkeit in die Höhe. Sie ist zwar saisonbedingt im April gegenüber März um 8,5 Prozent (oder 155 Personen) gesunken, erreichte aber Ende April ein Rekordniveau für diese Jahreszeit von 1.662. „Damit lag sie um 603 Personen (oder 56,9 Prozent) über dem Wert des Vorjahres. Hinzu kommen 180 beim AMS als Schulungsteilnehmer registrierte Personen“, so der Geschäftsstellenleiter des AMS Gmünd, Gerhard Ableidinger.
Arbeitsmarktentwicklung nach Personengruppen und Branchen
Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit war bei den Frauen mit +60,3 Prozent größer als bei den Männern (+53,9 Prozent). „Mit knapp 70 Prozent ist der Anstieg bei den vorgemerkten Jugendlichen <25 Jahre sehr deutlich ausgefallen, die Altersarbeitslosigkeit 50+ hat sich innerhalb eines Jahres um 38,4 Prozent erhöht“, erklärt Ableidinger. Der größte Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde in den Fremdenverkehrs- (+149 oder +121,1 Prozent), Hilfs- (+77 oder +40,1 Prozent), Metall/Elektro- (+56 oder +70 Prozent), Büro- (+44 oder +44 Prozent) sowie Bauberufen (+43 oder +58,1 Prozent) verzeichnet werden. Von den insgesamt 1.662 Vorgemerkten haben 301, also knapp über 18 Prozent, wieder eine Einstellungszusage für die kommenden Monate, wobei natürlich die Coronakrise den Zeitpunkt der Arbeitsaufnahmen wesentlich beeinflusst. Die geschätzte Arbeitslosenquote liegt in Gmünd mit 10,9 Prozent deutlich über den Wert April 2019 (+4,0 %-Punkte).
Im vergangenen Monat wurden im Bezirk Gmünd 190 Jobsuchende neu arbeitslos, um eine Person oder 0,5 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In 337 Fällen (-208 oder -38,2 Prozent) konnte die Vormerkung wiederum beendet werden. Davon konnten 276 Personen mit direkter oder indirekter Unterstützung des AMS wieder eine Beschäftigung aufnehmen, 9 sind in eine Schulung eingetreten und 52 sind aus anderen Gründen (Pension, Krankenstand, Meldeversäumnis, Auslandsaufenthalt, Wochenhilfe, etc.) aus der Vormerkung ausgeschieden.
Einbruch auch am Stellenmarkt
„Die bis Februar anhaltende positive Entwicklung am Stellenmarkt setzt sich momentan leider nicht fort, die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist rückläufig“, so AMS-Chef Ableidinger. Mit Ende April waren 179 offene Stellen beim AMS Gmünd gemeldet. Gegenüber dem Vergleichszeitpunkt des Vorjahres bedeutet dies ein Minus von 25 Stellen (oder -12,3 Prozent). Im abgelaufenen Monat wurden 49 Stellen vom AMS Gmünd geworben und gleichzeitig 97 Stellen mit geeigneten Arbeitskräften besetzt.
Das Vermitteln von Jobs und jobsuchenden Arbeitskräften gehört weiterhin zur zentralen Aufgabe des Arbeitsmarktservice. Ein Erlass des Arbeitsministeriums hat ihr aber einen neuen, Covid-19-bedingten rechtlichen Rahmen gegeben: Demnach vermittelt das AMS derzeit arbeitslos vorgemerkte Personen, aber ohne die bekannten Rechtsfolgen anzudrohen, wenn Jobsuchende den Vorschlägen des AMS nicht nachgehen.
„Solange soziale Kontakte durch rechtliche Normen und Empfehlungen der Bundesregierung beschränkt werden, setzen wir die Rechtsfolgen bei Verweigerung oder Vereitelung einer Arbeitsstelle aus“, erklärt Ableidinger. Die AMS-BeraterInnen senden arbeitslosen Personen laufend Stellenvorschläge zu. Gibt es keine Bewerbung, sieht das AMS derzeit von den Rechtsfolgen wie der Sperre des Arbeitslosengeldes ab.
Kurzarbeit wird von den Betrieben stark in Anspruch genommen
Kurzarbeit ist für Unternehmen ein Weg, Lohnkosten aufgrund behördlicher Einschränkungen oder zurückgehenden Arbeitsanfalls wegen des Coronavirus sozial verträglich spürbar zu reduzieren. „Mit einer Coronavirus-Kurzarbeit können Kosten reduziert, Einkommen gesichert, Arbeitslosigkeit verhindert und gleichzeitig Personal für die Zeit nach der Krise gehalten werden“, betont AMS-Chef Gerhard Ableidinger.
„Wie dramatisch die Arbeitsmarktlage wirklich ist zeigt sich bei der Inanspruchnahme der Kurzarbeit: seit Mitte März hat das AMS Gmünd 344 Anträge auf Kurzarbeit genehmigt; das sind 98 Prozent aller entscheidbaren Anträge. Mit der Kurzarbeit sichert das AMS Gmünd 6.132 Arbeitsplätze in Unternehmen des Bezirkes Gmünd“, so Ableidinger weiter.
Gerhard Ableidinger, Regionale Geschäftsstelle, A-3950 Gmünd, Bahnhofstraße 33, Telefon 050904-340, ams.gmuend@ams.at