Langenlois: „Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen und die Alten ehren.“

Diesem Bibelspruch folgend gratuliert die Stadtgemeinde Langenlois seit Jahrzehnten allen Jubilaren, die es wünschen, zu runden Geburtstagen – ab dem 80. Geburtstag sogar persönlich. Leider ist diese bei vielen lieb gewordene Tradition seit Mitte März coronabedingt vorerst nur schriftlich möglich.

Ein denkwürdiger Geburtstag wurde aber festgehalten. Der 7. im Mai des Jahres 1914 fiel auf einen Donnerstag, da wurde Anna Annessi geboren. Heuer fiel das Datum ebenfalls auf einen Donnerstag und es jährt sich zum 106. Mal der Geburtstag der liebenswerten Langenloiserin. Diese fesche Dame mit nach wie vor sehr wachem Geist hat sich trotz gebührender Distanz sehr gefreut, als man ihr durchs Fenster das Gratulationsschreiben des Bürgermeisters überbrachte. Die Haindorferin zählt somit zur ältesten Bewohnerin im Bezirk Krems.

Viele Herausforderungen hat sie in ihrem langen Leben gemeistert, darunter zwei Kriege er- und überlebt, drei Kinder in die Welt gesetzt, Ehemann und Sohn leider vor Jahrzehnten verloren. „Corona“, sagt sie, „setzt ihr seelisch arg zu, da sie den Feind nicht sieht!“ Ihr bemerkenswertes Schmunzeln über Begebenheiten in ihrem Leben wird auch von so mancher Träne begleitet und traurig nimmt sie zur Kenntnis, dass das Leben eben nicht ewig dauert. Erst vor kurzem sind ihre Freundin, ein Neffe und der Mann ihrer Friseurin gestorben. Sie möchte aber noch so viel erledigen, vor allem in ihrem Garten, aus dem sie besonders viel Kraft schöpft.

Im Bild: Beim Abschied schaut sie ziemlich zufrieden drein und denkt sich: „Nicht nur in Krisenzeiten braucht es Sicherheit. Diese erfährt sie durch ihre umsichtige 24-Stunden-Pflegekraft Maria und ihre Tochter Anni, die in einem anderen Bezirk wohnt, sie aber oft besucht. Foto: Ulli Paur (mit Mundschutz vom Hof mit Teleobjektiv ins Wohnzimmer fotografiert ).

„Oben“, sagt sie, „bin ich noch ganz gut beisammen, leider hat mich die Kraft in den Beinen verlassen. Wer hätte das gedacht, dass ich mich über einen Treppenlift als Geburtstagsgeschenk so freue. Damit kann ich doch noch täglich in den Hof und Garten fahren, ihr Erholungsparadies, denn Urlaub ist für sie fast ein Fremdwort, den gab es selten, auch kein Auto.“ Oder zählt eine Kur in Baden nach einer Hüftoperation dazu? Genau vor 50 Jahren war das, erinnert sie sich. Lichtblicke in der Coronakrise gibt es für alte Menschen eher selten. Trotzdem hofft sie, dass der unglaubliche Spuk bald vorbei geht. Während die Regierungspolitik weiterhin auf Corona-Kurs ist, steuert sie jetzt fest entschlossen den 107. Geburtstag an, denn sie im nächsten Jahr wieder mit dem Bürgermeister und den Haindorfer Gemeinderäten persönlich feiern will.

Gernot Ortner, einer der Mandatare dazu: „Auch ich hätte der ältesten Haindorferin gerne persönlich gratuliert, denn ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, der so viel Wissen bis ins hohe Alter mitnehmen durfte und dabei zufriedene Gelassenheit ausstrahlt“.

Im Bild: Beim Abschied schaut sie ziemlich zufrieden drein und denkt sich: „Nicht nur in Krisenzeiten braucht es Sicherheit. Diese erfährt sie durch ihre umsichtige 24-Stunden-Pflegekraft Maria und ihre Tochter Anni, die in einem anderen Bezirk wohnt, sie aber oft besucht. Foto: Ulli Paur (mit Mundschutz vom Hof mit Teleobjektiv ins Wohnzimmer fotografiert ).

Informationen: Ulrike Paur, Stadtgemeinde Langenlois, Stadtamtsdirektion – Pressestelle, Rathausstraße 2, 3550 Langenlois, T +43 (0)2734/2101-14, www.langenlois.gv.at