Niederösterreich: Der 241. Waldv. Energie-Stammtisch startete am 1. Juli 2021 mit einer Führung von Hausherr Reinhart Blumberger durch die Holz-Erlebnis-Welt AnnoLIGNUM in Waidhofen/Thaya.
Dort findet man nicht nur die Meisterstücke von Reinhart und Stefan Blumberger, sondern auch alte Handwerkszeuge sowie Maschinen aus der Anfangszeit des letzten Jahrhunderts, die schon seit vielen Generationen in der Tischlerei in Verwendung sind. Längst vergessene, uralte Handwerkstechniken, Werkstattgeheimnisse und Materialien werden verwendet, um alte Möbel in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Die Wohlfühlatmosphäre des Gastro-Bereichs dient als regionaler Treffpunkt und ist eine perfekte Ergänzung zum großzügigen Schauraum, der auch als Veranstaltungsort genutzt werden kann.
Holzgeruch liegt in der Luft – man betritt die Werkstatt, gleich fällt der Blick auf die alte Hobelmaschine, eine Zeugin der Vergangenheit. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Mitten im Raum steht die Hobelbank, das Zentrum des Schaffens. Hobelspäne liegen am Boden. Alte Möbel warten darauf wieder in neuem Glanz zu erstrahlen. Rundherum stehen alte Maschinen aus der Anfangszeit des letzten Jahrhunderts.
Nach der Führung fand der Vortrag von Herbert Grulich, einem langjährigen Forstwirt und Lehrer, zum Thema „Was braucht der Wald?“ statt.
„Der Wald braucht nicht nur Wasser!“ war einer der ersten Sätze von Herbert Grulich, sondern er braucht Unterstützung von Land- und Forstwirtschaft, Politik und der Gesellschaft insgesamt (Freizeitverhalten, Holz gut und lange nutzen, …). Dazu zählen Aspekte wie ein angepasster Wildstand als Unterstützung für die Waldbesitzer, Wege für die Waldpflege, Vielfalt in der Krautschicht, richtige Holzlagerung, laufende Kontrolle und das Entfernen von Käferbäumen, aber auch richtiges Verhalten von Besuchern im Wald (besonders im Winter), Naturverjüngung, richtige Baumartenwahl, Nesterpflanzung und vieles anderes mehr. Kurz gesagt, den Wald als Gabe und Aufgabe ernst zu nehmen und die Natur zu nutzen, aber mit Respekt und ohne Ausbeutung. Auch im Bereich Förderungen wäre es wichtig genau hinzuschauen, wo wird eher die Maschine oder der Zaun gefördert und wo könnte menschliche Arbeit wieder stärker gesehen und gefördert werden (Waldwirtschaftsgemeinschaften, …).
Abschließend kam Herbert Grulich zur Frage „Welche Bildung braucht der Wald?“ Schwerpunkt Wald und Holz in neuen Mittelschulen und Gymnasien wäre gut, forstwirtschaftliche Fachschulen und Wald als Basis für regionale Wertschöpfung sehen und stärken.
Grulich ist auch Sprecher des Autorenteams des Buches „Waldwirtschaft heute“. Ein Buch, das leicht zu lesen und einfach zu verwenden ist, für Interessierte, in der Schule, für Kleinwaldbesitzer u.a. Das Buch ist seit seiner Erstauflage 1990 höchst erfolgreich und ist 2020 in der 15. Auflage neu aufgelegt, aktualisiert und ergänzt worden.
Nach dem Vortrag gab es noch Fragen und Diskussion, auch zum Thema Holztransport und Transit, aber auch diverse Hinweise wie z.B. von NR Martin Litschauer, dass Block 2 des Kernkraftwerkes Temelin aktuell außer Betrieb ist und zwar aufgrund einer Notabschaltung nach einem Schaden an einer abführenden Hochspannungsleitung aufgrund des Sturms.
Außerdem hat der Waidhofner Gemeinderat an diesem Abend einstimmig, auch nach Impulsen des Waldviertler Energiestammtisches vor einigen Wochen, eine Resolution gegen den Ausbau der Kernkraftwerke und die Errichtung von grenznahen Atommüllendlagern in Tschechien beschlossen.
Übrigens wird der Stammtisch am 4.11.2021 wieder im AnnoLignum stattfinden und das Thema Wald und Holz soll auch wieder behandelt werden.
Weitere Infos zum Buch: „Waldwirtschaft heute“.
Herbert Grulich, Harald Gilge, Günther Pfeiffer, Johann Sandler, Johann Spreitzhofer
Früher hatte der Bauernwald lediglich die Aufgabe, den Hof mit dem notwendigen Brenn-, Bau- und Zaunholz zu versorgen sowie auch den Bedarf an Waldweide und Waldstreu zu decken. Der Bauer der Vergangenheit lebte von seiner land- und forstwirtschaftlichen Produktion. Aktuell sind die Betriebe gezwungen, sich zu spezialisieren, die Produktion zu erhöhen und die Betriebsflächen zu vergrößern.
Neben der Nutzfunktion gewinnen die Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion immer größere Bedeutung.
Die Herausforderungen des Naturschutzes, die Ansprüche der Gesellschaft und die Erhaltung der Biodiversität müssen bei der Waldbewirtschaftung berücksichtigt werden. Zusätzlich stellt der Klimawandel die Waldeigentümer vor neue Aufgaben!
Im Folgenden wird gezeigt, wie der Waldbesitzer stabile und artenreiche Bestände erziehen und die Ertragsfähigkeit seines Waldes am besten ausschöpfen kann.
Waldwirtschaft heute zeigt, welche Bedeutung der Wald für uns alle hat und wie er nachhaltig bewirtschaftet werden soll, um seine Ertragsfähigkeit und Artenvielfalt am besten auszuschöpfen. Die österreichische Waldwirtschaft und das österreichische Forstgesetz sind international anerkannt. Der Wald trägt heute wesentlich zur österreichischen Außenhandelsbilanz, zur Finanzierung und Stärkung der bäuerlichen Betriebe und zur Erholung der Menschen bei. Dem Kapitel Wald und seiner nachhaltigen Bewirtschaftung muss daher verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Schneedruckereignisse und Sturmschäden der letzten Jahre sowie die Erderwärmung haben dem Thema „Laubholz“ zu großer Bedeutung verholfen – in diesem Buch erfahren Waldbesitzer, wie sie mit Laubholz einen höheren Ertrag erwirtschaften können als beispielsweise mit Fichte.
Eine Übersicht über den Wald in Österreich bietet das Einleitungskapitel. Von Standortkunde, Baumartenkunde, Bestandespflege bis hin zum Forstschutz und zur forstlichen Betriebswirtschaftslehre mit der Bewertung des Waldes spannt sich der weitere inhaltliche Bogen. Praktische Tipps zum Thema Forstwege finden die Leser im Abschnitt Forstaufschließung.
Zusätzlich zu der überarbeiteten Version gibt es in dieser Ausgabe zusätzliche Kapitel, die sich mit aktuellen statistischen Daten für den Wald in Deutschland und der Schweiz beschäftigen. Somit wird der steigenden Verwendung des Buches im deutschsprachigen Raum Rechnung getragen.
Informationen-Fotos: www.energiestammtisch.info