Pfaffenschlag: Der gebürtige Pfaffenschläger, Polizeioberst i.R. Josef Flicker ist im 102. Lebensjahr verstorben.

Oberst Flicker wurde am 16. Februar 1918 in Pfaffenschlag geboren. Nach der Pflichtschule arbeitete er am elterlichen Hof und in der Strickerei seiner Tante Resi Flicker, um das Familieneinkommen aufzubessern.

Sein großer Wunsch, das Gymnasium besuchen zu dürfen, scheiterte an den mangelnden finanziellen Möglichkeiten der Eltern, da sein Bruder bereits das Gymnasium in Melk besuchte.

1938 wurde Flicker zum Arbeitsdienst nach Groß Gerungs eingezogen, 1939 erfolgte die Einberufung zur Luftwaffe. Er diente u.a. als Bordwaffenspezialist beim Jagdgeschwader Mölders. Im letzten Kriegsjahr war Josef Flicker Waffenspezialist bei einem Nahaufklärer.

Er geriet am 8. Mai in russische Gefangenschaft, aus der er als Invalide bereits im Juli entlassen wurde. Nach seiner Entlassung ging Flicker rund 1000 km zu Fuß nach Hause, wobei er noch einen Umweg ging, weil er Angst hatte, Tschechien zu durchqueren. Er legte die Strecke in rund sechs Wochen zurück.

Ohne spezieller Ausbildung vor dem Krieg gestaltete sich die Berufswahl nach der Rückkehr nicht einfach. Flicker wollte in die Stadt und ging nach Wien, wo er sich bei der Polizei um eine Stelle bewarb. Im Dezember 1945 trat er in den Polizeidienst ein und kam nach zweiwöchiger Ausbildung in das Kommissariat Ottakring.

„Nach dieser kurzen Ausbildung habe ich eigentlich immer nur gehofft, dass nichts passiert“ erzählt Flicker über diese Zeit. Nach einem Jahr in Ottakring kam er für drei Monate in die Polizeischule, die er mit Auszeichnung abschloss und dann auf das Kommissariat Währing. Er besuchte 1947 die Chargenschule und bestand auch den Chargenkurs mit Auszeichnung. 1949 wurde er „Instruktor“ in der Schulabteilung. Als in diesem Jahr ein Offizierskurs ausgeschrieben wurde, gab es nicht ausreichend Bewerber mit der geforderten Schulbildung (Matura). Aufgrund seiner bisherigen Leistungen gab man Josef Flicker die Chance, diese Ausbildung zu absolvieren. Der Waldviertler nutzte diese Chance und schloss den Kurs 1950 wiederum mit Auszeichnung ab.

1959 wurde Flicker zum Rittmeister ernannt, 1965 zum Major, 1970 zum Oberstleutnant und schließlich 1977 zum Oberst. 1969 erreichte Flicker den Höhepunkt seiner Karriere: er wurde als Vorstand an das „Unterstützungsinstitut der Bundessicherheitswache“ in die Müllnergasse versetzt und leitete diese Polizeiwohlfahrtseinrichtung bis zu seiner Pensionierung 1982.

Josef Flicker fühlte sich auch nach so vielen Jahren in Wien noch immer als Waldviertler. Er besuchte mit seiner Gattin Pauline öfters seine Verwandten in Pfaffenschlag, seine Schwester in Heidenreichstein oder auch seinen mittlerweile verstorbenen Cousin Dechant Rudolf Stark in Weitra.

Informationen: Karlheinz Piringer